Bevor Google seine kartenbasierte Flugsuche online bringt (siehe Techcrunch), hier ein Konzept von mir für sowas, das nie online ging. Sonst glaubt mir das ja keiner ;-)
Vorgeschichte: Ein Kollege ist im Sommer 2010 privat mit einem Lufthansa-Manager unterwegs und sie plaudern über die Usability von Airline-Websites. Ich sitze währenddessen beim Samstagskaffee – als ich den Anruf kriege: Wenn wir ein gutes Konzept liefern, hätten wir eventuell Chancen auf einen Auftrag für unser Kartenprodukt Maptoolkit.
Da mich eh immer schon ärgert, dass man nirgendwo kurzfristig Flüge nach Egal-wohin-Hauptsache-billig-und-warm finden kann, hab ich schnell ein paar Wireframes gezeichnet und gleich zurück geschickt. Aus einem Auftrag wurde nie was, das Konzept ist irgendwo in den Management-Ebenen der Airline versickert. Dass sich die Lufthansa davon zur später gelaunchten, recht ähnlichen Lufthansa Reiseplaner inspirieren ließ, ist wenig wahrscheinlich, denn es ging nicht lang danach online. Und: Dann wäre die Usability besser ;-). Das Vorbild dürfte eher Kayak Explore gewesen sein, das finde ich aber auch nicht optimal umgesetzt. (Etwas besser ist da das relativ neue Qfly Wohin.) Den Use Case “Vor dem Buchen mal über die Destination informieren” (besonders bei Kleinflughäfen wichtig) setzt bislang noch niemand um.
Das Konzept ist darauf ausgelegt, dass für die Umsetzung lediglich eine Schnittstelle notwendig ist, die Flugpreise vorgeneriert (also Preise vorbehaltlich Verfügbarkeit, damit immer Preise “in der Auslage” stehen), alle anderen Funktionen und Daten (wie Fotos, Wetter/Klima, Sehenswürdigkeiten, Webcams etc.) kämen von uns. Es funktioniert mit Metabuchungsengines und Billigfluglinien natürlich besser als mit Linie, das war halt die Ausgangslage.
Wireframe 1:
- In “Flying from” wird der näheste Airport zur automatisch ermittelten Location des Users vorausgewählt. (In dem Fall Zürich, weil der fiktive User in Bregenz sitzt.)
- In “Leaving in” wird automatisch das aktuelle Monat (oder ab dem 21. eines Monats, das kommende) vorausgewählt.
- Der “Max. Price” wird automatisch auf einen Wert voreingestellt, der eine gute Anzahl an Ergebnissen auf der Karte liefert. Nicht zu wenig, nicht zu viel.
- Der User erhält also sofort (ohne Formular-Interaktion) Ergebnisse. Jede Änderung der Optionen aktualisiert die Map in Echtzeit. (Kein Submit-Button.)
- Auswahl zwischen Europa und Welt verändert Zoomstufe/Ausschnitt der Karte, sowie die Flugangebote.
Wireframe 1A:
- So sieht es aus, wenn man mit der Maus über einen Flugangebot geht (Beispiel: Amsterdam).
- Next actions: Entweder “Low Fare Calendar” oder Detailansicht der Destination.
Wireframe 2 (Destinationsansicht):
- Deckt alle Reiseführer-Bedürfnisse ab: Bilder-Eindrücke, Unterkünfte, Artikel aus DuMont/Tripwolf/Baedecker, Restauranttipps.
- Eindruck über Entfernungen zb. zur nächsten Strand-Destination, zu anderen Städten, etc. (Besonders wichtig bei Low-Budget-Airports wie Bratislava oder Girona.)
- Buchungsmöglichkeit von Hotels & Rent a car.
- Per Routenplaner-Integration (Eingabe einer Adresse) lässt sich die Weiterreise zu jeder beliebigen Adresse planen. (Nicht visualisiert.)
Wireframe 3 (Low-Fare-Kalender):
- Erst hier werden echte Preise & Verfügbarkeiten errechnet, dh. erst hier entsteht Wartezeit.
- Über den Kalender kann leicht in benachbarte Monate gewechselt werden.
- Billigste und billige Verbindungen werden hervorgehoben.
Und jetzt bin ich gespannt, wie Google so etwas löst. Wenn ich raten muss: Ground-shakingly!
Update: Michael Grillhösl, der Head of User Experience bei Swoodoo, hat in den Kommentaren den Link zu einem Experiment aus den Swoodoo Labs gepostet: http://www.swoodoo.com/de/labs/map. Deckt allerdings eher andere Use Cases wie Dreiecks- und Vielecksflüge ab. Gut für Conference Hopper :-)
Update 2: British Airways haben auch sowas (auch schlecht), wie Daniel Sokolov auf Twitter schreibt: BA Tripseeker
Update 3. Oktober 2011: Die Swiss ist heute mit einer Kartenapplikation online gegangen, die dem Konzept zwar optisch schon nahe kommt, aber funktionell noch kaum mehr ist als eine Illustration des Streckennetzes plus Fare-Calendar-Verlinkung: