Categories
Fun General Marketing Social Software Travel

Tourismus 1.0 oder: Peters Rache

Peter Eich ist heute in Hannover angekommen, um dort morgen vor vier dutzend hochdekorierten Tourismusdirektoren (Marke Tourismus 1.43) einen Vortrag über Tourismus 2.0 zu halten.

Jetzt ist Peter in Hannover im Hotel Viva Creativo aufgeschlagen (“Viva Creativo” – wtf?) – und muss erst mal €5 fürs WLAN zahlen. Pro Stunde! Hier wird man als Gast also noch umsorgt.

Jetzt schreibt Peter seinen Vortrag halt noch mal um – das Hotel mit dem kreativen Namen eignet sich ja wunderbar als Beispiel. Und es soll ja schon vorgekommen sein, dass sich solche Customer-Gripes über Blogs und Twitter rasend schnell verbreiten. Fünf Euro pro Stunde. Unpackpar..

Die Hotelchefin sitzt übrigens im Publikum. Ihr Gesicht würde ich gerne sehen.. (Dass sie morgens vor dem Vortrag noch ihre Technorati-Stats checkt, nehm’ ich ja nicht an.)

Was mich interessiert: Peter, wer hat dir das Hotel überhaupt empfohlen?

Illustration (cc) Thomas Hawk, thanks for Sharing!

Update: Just vor Peter hielt gestern die Hoteldirektorin ihren Vortrag, und erkläre die Full-Service-All-Inklusive-Strategie des Hotels. Selbst die Minibar ist offenbar gratis. Lediglich bei WLAN sei man ärgerlicherweise bis Jahresende durch einen Lieferantenvertrag gebunden. Danach wird auch das kostenlos.

Die digitale Ohrfeige hat also das falsche Hotel erwischt. Trotzdem, der Nutzen wird für das Hotel überwiegen – und die Botschaft an andere Hotels ist natürlich stark.

Hier Peters (106!) Slides, ein paar davon auch aus meiner Produktion:

15 replies on “Tourismus 1.0 oder: Peters Rache”

besser als die verfluchten t-mobile hotspots quer durch deutschland… brrrr.. sind auch in vielen hotels, weil’s für manchen hotelier wohl billiger/einfacher scheint, wenn das jemand hinstellt, als wenn man es selber machen muss, schätze ich. nur muss dann erst der gast dafür zahlen.

aber ja, billig und angebracht ist es nicht.. bin auf die reaktion nach/während dem vortrag gespannt :)

Guten Tag Helge!

Dieser Beitrag ist meiner Meinung ein gutes Beispiel dafür, wie Journalismus nicht funktionieren sollte, und wie ich es mir von dir auch nicht erwartet hätte.

Eine kritische Meldung zu verbreiten, ohne eine Stellungnahme einzuholen oder abzuwarten entspricht wohl nicht einer “fairen” und professionellen Berichterstattung.

Wie in der Medienlandschaft oft zu beobachten folgt darauf eine kurze Richtigstellung bzw. Erklärung, die aber nicht dieselbe Prominenz wie die vorangegangene Mitteilung erhält.

War wohl ein kleiner publizistischer Fehlgriff… “Die digitale Ohrfeige hat also das falsche Hotel erwischt.” … den man dann mal auf die schnelle ganz positiv rechtfertigt… “Trotzdem, der Nutzen wird für das Hotel überwiegen – und die Botschaft an andere Hotels ist natürlich stark.”

Prinzipiell kenne ich dein Weblog als kritisch aber korrekt und fair. Diesmal war es wohl mehr kritisch, als korrekt bzw. fair. Bei fast 800 Abonnenten sollte man sich zumindest an einer Regel des Journalismus halten: Check, recheck, double-check…

@Sofastar:

1. Blogger sind keine Journalisten. Nochmal: Keine Journalisten. Was du hier zu lesen kriegst ist subjektiv, nicht objektiv. (Ohne behaupten zu wollen, journalistische Werke seien immer objektiv, aber sie erheben den Anspruch.)

2. Die Kritik war berechtigt und ist es immer noch. Es lag in der Verantwortung des Hotels, sich auf Verträge einzulassen, die es zwingen, Wucherpreise zu verlangen. (Wieder: Subjektiv.) Klar, es hätte Hotels gegeben, die bessere Zielscheiben abgegeben hätten – aber andererseits auch nicht, angesichts der Tourismus-2.0-Veranstaltung in ebendiesem Hotel. Darum auch keine “Richtigstellung” – es gab nichts zu berichtigen, nur zu ergänzen.

3. Konsumenten haben immer Dampf abgelassen und werden es immer tun. Neu ist die Reichweite und die Permanenz. Darauf müssen sich Dienstleister einstellen. Und zwar indem sie mit diesen Konsumenten in Dialog treten – egal wie “objektiv” berechtigt das Anliegen. “Unfair” wäre lediglich, dem Dienstleister diese Möglichkeit zu verwehren. Aber: Meine Kommentarfunktion steht jedem offen. Ganz öffentlich.

Gut, Blogger sind keine Journalisten, und müssen daher auch nicht objektiv sein, akzeptiert.

Dennoch sind Blogger publizistisch tätig, und sollten sich daher Gedanken darüber machen, was sie wie und wo an Informationen verbreiten. Siehst du das anders?

Kritisch zu sein heißt nämlich nicht, einfach mal Dampf abzulassen. (Das ist zumindest meine subjektive Meinung.)

Und damit kommen wir auch zum Dialog. Ich würde den Dialog nicht als Bringschuld eines Dienstleisters betrachten. Ein Dialog betrifft zwei Seiten, und auch ein Blogger könnte, bevor er Dampf ablässt, mit dem Dienstleister in Dialog treten, wodurch diesem überhaupt erst die Möglichkeit gegeben wird, die Rolle als Dialogpartner ein- bzw. anzunehmen. Das meine ich mit Fairness. Dialog heißt in diesem Sinne nicht, dass einer etwas über einen anderen schreibt, ohne dass der andere davon Bescheid weiß und erst später (wenn überhaupt) darauf reagieren kann.

Wie sieht deine Vorstellung von Dialog aus?

@sofastar: Das sehe ich anders.

Wenn sich ein Hotelgast über WLAN-Preise ärgert, darf er darüber bloggen, ohne vorher den Hotelier um ein Statement zu bitten. Und wenn ein anderer Blogger, der sich auch schon oft über diese touristische Wegelagerei geärgert hat, einstimmt, dann ebenso.

Konsumenten dürfen sich nicht erst dann negativ über ein Produkt äußern, wenn sie dem Dienstleister Raum für Erklärung gegeben haben.

Das ist der Dialog: Dienstleister äußert sich auf der Preisliste (und, in Peters Fall, in Person der Rezeptionistin), Konsument äußert sich im Blog. Und dieser hat wieder einen Rückkanal.

In Hannover wohne ich immer im etap Hotel, gleich hinter dem Bahnhof, preiswerte Zimmer, einfaches gutes Frückstück und WLAN gratis!

Comments are closed.