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Fon sucks: Fon.com als Gratis-WLAN-Killer

Die Gastronomen, die in Wien gratis WLAN anbieten, haben in den letzten Tagen Post von Fon.com gekriegt: Man möchte die Lokale dazu überreden, ihre Hotspots in Fon-Hotspots umzuwandeln, und hat dafür zwei Argumente:

Ausschnitt Fon-Mailing

Ein kurzer Check hat ergeben, dass offenbar meine WLAN-Liste als Datenbasis genommen wurde (die die dort fehlen – die Liste ist nicht 100% aktuell – haben auch kein Mailing gekriegt). Hier Scans des Mailings: Seite 1, Seite 2.

Auch wenn Fon diesen Umstand gerne verschleiert: “Kostenlos oder €3 am Tag” bedeutet konkret, dass lediglich Foneros kostenlos surfen, also nur die Wenigen, die selbst einen Fon-Hotspot betreiben (und zwar einen im Modus “Linus”). Man lasse sich also auf der Zunge zergehen:

Fon (wo man sich gerne als “Movimiento” für freies Internet in der Welt darstellt und mit Mandela und Ghandi in Verbindung bringt) möchte die 125+ kostenlosen Wiener Hotspots in kostenpflichtige umwandeln.

“Gäste surfen kostenlos”.. Warum bewerben die ÖBB eigentlich Bahnfahren nicht auch als kostenlos? Schließlich zahlt man als ÖBB-Mitarbeiter ja nichts. Aber auch das zweite Argument für einen Wechsel hat es in sich: “Jede Nutzung ist bei Bedarf nachvollziehbar”. Im Mailing heißt es dazu:

Ausschnitt Fon-Mailing 2

Ah, danke Señores – ihr wollt unsere Hotspots nicht nur kostenpflichtig machen, ihr wollt uns auch noch überwachen? Den Wirten nahelegen, uns zu bespitzeln – oder wie ist das zu verstehen? Und alle unsere Inhalte durch Filter laufen lassen – oder wie wollt ihr sonst “verhindern, dass auf illegale Inhalte zugegriffen wird”?

Sehr geehrter Herr Florian Forster (Marketing-Manager und Unterzeichner des Mailings), bitte nicht persönlich nehmen, aber, mit Verlaub, auf gut Wienerisch: Gehn’s scheißen. Diese Art schätzen wir hier nicht. Wien ist eine Stadt voller freier Hotspots (frei im Sinn von frei, also auch Fon- und überwachungsfrei) und wird es bleiben.

Kurze Übersetzung für Fon-Chef Martin Vasarvsky:

Martin, esta manera de hacer publicidad no la valoramos aquà en absoluto. Viena es una cuidad llena de hotspots libres (libre en el sentido de libre, es decir también libre de Fon y de vigilancia), y lo mantendrá.

Um hier nicht nur zu bashen: Die wahren Helden des freien Internets in Wien sind für mich Funkfeuer, Freewave, Quintessenz und die vielen Gastronomen mit Eigenbau-Hotspots!

Bitte an euch: Sprecht in den nächsten Tagen die WLAN-Gastronomen eures Vertrauens auf das Fon-Mailing an und übersetzt ihnen das Angebot mal in Klartext. Zum Beispiel so: Machst du deinen Hotspot kostenpflichtig, gehen wir alle woanders hin.

Disclaimer: Ich bin selbst Fonero (Geschmacksrichtung “Linus”) und berate bisweilen die Firma Freewave.

27 replies on “Fon sucks: Fon.com als Gratis-WLAN-Killer”

FUD sells. Das Argument der “Sicherheit” ist leider seit Data Retention ein sehr, sehr Gutes.

Mich würd der Business Case interessieren; von den €3 sieht der Wirt wahrscheinlich … naja, nehmen wir an €1? Den €1 hat er beim zweiten, dritten, vierten Kaffee – hoppala schon Mittag, ein Menü bitte – locker herinnen, würde er aber mit dem lustigen Fon Angebot mit mir nicht machen.

Nur ein kleiner Querschnitt: Hours spent bei Mocca Club: ~200. WLAN use: nahezu immer.

Hours spent bei Starbucks: ~4. WLAN use: nie.

Ich mein’…. wir reden hier über Mikrosümmchen, sowohl Ausgaben- als auch Einnahmenseitig, da ist die Zettelwirtschaft, die man sich mit Abrechnung einhandelt, wahrscheinlich aufwändiger als der Ertrag.

Ganz abgesehen davon, dass sich mit Google Maps immer einer findet, der free anbietet :)

Also ausser dem Data Retention Argument seh’ ich da keine Gefahr; und die allerings ist ja eher der fantastischen EUdSSR zu verdanken.

offne hotspots laden kriemienlle elemente ein. fon schützt vor krieminellen elementen. wollt ihr alle das die polizei ins haus kommt. man seit ihr naihv, echt

ja, ich find ja überhaupt: jedem seinen persönlichen polizisten im haus! das wär was – vielleicht kann der dann auch gleich meinen morgenkaffee zubereiten? und abends ein paar weissbier besorgen… ich mein, das ist ja nicht tagesfüllend, auf mich aufzupassen.

Metronet hat 2001/02 den Anfang gemacht und die Wiener Lokale systematisch unter Vertrag genommen, ich fand die Sache da ganz toll, v.a das mittelfristige Ziel, die ganze Stadt mit einer WLAN Wolke zu überziehen. Aber eben, einerseits wars für die User viel zu teuer, anderseits das ganze auf einen (vergoldeten?) Exit ausgelegt, sprich T-Mobile hat die ganzen Hotspots übernommen. Andere Initiativen waren für mich immer Insellösungen, sei es der Richtstrahl vom Donauturm oder individuelle Netze von Privaten.

Nun zu FON: zugeben, das Vorgehen ist heftig, hätte ich nicht gedacht, das die so vorgehen…. ABER: Die FONERO Idee macht hingegen nur Sinn, wenn es überall, an jeder Ecke (nicht nur in Wien) solche Hotspots gibt alle Foneros ihre Breitbandanschlüsse zur Verfügung stellen. Und in ein paar Jahren werden sich alle wundern, dass mann / frau für WLAN Zugang nach Zeiteinheit bezahlen musste oder von Telcos geknebelt wurde.
In diesem Sinne: FREE INTERNET ACCESS EVERYWHERE!

@WO: Im Alpenland herrschen halt noch rauere Sitten. Zum Wirklichen Hofrat gibt’s übrigens keinen Ober, dafür einen Witz: Der Unterschied zwischen einem Hofrat und einem Wirklichen Hofrat? Der Wirkliche Hofrat arbeitet wirklich nichts.

ergänzend zu “lediglich Foneros kostenlos surfen, also nur die Wenigen, die selbst einen Fon-Hotspot betreiben (und zwar einen im Modus “Linus”)”:

AFAIK können inzwischen auch bills kostenlos andere fon spots benützen, vgl. auch http://www.fon.com/de/info/makeMoney

Aber alle anderen bleiben draußen vor und müssen löhnen…

lg
bernd

noch was: In meinen Augen gibt es immer noch zu viele Initiativen, die in die falsche Richtungen zielen, auch Städte wie Zürich, Genf, Luzern, St. Gallen etc. sehen das WIFI Angebot als Teil vom Stadtmarketing wie der Wirt, der seinem Lokal dadurch ein USP verschaffen möchte. Ein WLAN in der Reichweite ist (bzw. sollte) eine Selbstverständlichkeit sein (bei der Stromversorgung und bei den Mobilfunknetzen ist die Verfügbarkeit auch selbstverständlich).

herr v. ist ein lustiger zeitgenosse, meinte ende 2005 mal er wolle die fon idee “patentieren” lassen, hat seinen blog eintrag dann geloescht, gibt aber noch kopien davon:

http://www.zshare.net/download/8077468f4c928f/

“In order to avoid the same this
time with FON not only we have registered the brand FON but we have filed for
patenting the FON idea, namely a piece of software that synchronizes the behavior of all the wifi access points to join into a network.”

[…] Helge hat ja über die sehr eigenartigen “Marketingaktivitäten” von FON.com berichtet. Ich bin auf diese Firma vor etwas mehr als einem Jahr aufmerksam geworden da ich damals noch einen Funkfeuer-Knoten hatte (der leider ein Herbstgewitter nicht überlebt hat) und FON.com basiert eigentlich auf einem ähnlichen Prinzip: Jeder der eine Internetverbindung hat shared diese für andere User und hat somit auch überall anders wo es einen FON.com-Anschluss gibt gratis WLAN-Zugang. […]

Danke für den Artikel, die Problematik war bisher unbekannt, obwohl der Artikel schon uralt ist.

Liebe Grüsse

Volker Schäfer

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